Siebenbürgen – eine Reise in Vergangenheit und Zukunft
Anfang Juli war es endlich soweit – Ehepaar Pitters und Pfr. Thomas Pitters nahmen uns mit, um uns ihre Heimat näher zu bringen. Von Hermannstadt / Sibiu aus unternahmen wir Tagesausflüge zu Kirchenburgen, zur mittelalterlichen Stadt Schäßburg / Sigishoara, zur Kirchenburg von Mediasch, zum orthodoxen Kloster Sambata und in das Dorf Sibiel am Fuße des Fagarasch-Gebirges.
Kirchenburgen und Wehrkirchen
Beeindruckende Kirchenburgen und Wehrkirchen zeugen noch heute vom schweren Leben in der Grenzregion am Karpatenbogen, die immer wieder von gewalttätigen Überfällen gezeichnet war. Befestigte Kirchen und Türme dienten im Mittelalter als sicheres Versteck für Mensch, Vieh und Nahrungsvorräte. Der Zusammenhalt und das Organisationstalent der Gemeinschaften in Dörfern und Städten waren überlebensnotwendig.
Die jahrhundertelange Kultur der so genannten Siebenbürger Sachsen, der Deutsch sprachigen protestantischen Minderheit in Rumänien, geht eindeutig zu Ende. Nach der Öffnung Rumäniens 1989 kam es zu einer anhaltenden Auswanderungsbewegung – viele Dörfer verwaisten und die zurück Gebliebenen haben alle Hände voll zu tun, die über 150 vom Verfall bedrohten Kirchenburgen zu retten. Ein Besuch bei der Stiftung für Kirchenburgen zeigte eindrücklich, wie mit kreativen Methoden gearbeitet wird – etwa mit Reparaturen an Dächern und Mauern im Rahmen sehr begrenzter finanzieller Mittel. Aus ganz Europa kommen junge Menschen nach Siebenbürgen, um alte Handwerkstechniken zu erlernen und Kirchen zu sanieren. In manch einer Kirchenburg werden Ferienwohnungen angeboten, und ein Pfarrhof kann auch mal kurzerhand als Campingplatz oder Festival-Location fungieren.
Kirche im Wandel
Trotz der Auflösungserscheinungen haben wir leidenschaftliche Pfarrerinnen und Pfarrer getroffen, die zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die sinkenden Mitgliederzahlen führen nicht zu Resignation, sondern zu Kreativität und neuen Zugängen. So öffnet sich die Evangelische Kirche zum Beispiel und bindet zunehmend rumänisch sprechende Menschen ein, die sich hier taufen, trauen oder konfirmieren lassen.
Dieser Optimismus könnte Vorbild für unsere Evangelische Kirche Am Tabor sein, haben wir doch mit schwindenden Mitgliederzahlen und wachsenden Instandhaltungsaufgaben ähnliche, aber vergleichsweise überschaubare Herausforderungen zu stemmen.
Die Reise nach Siebenbürgen war ein wunderschönes Gemeinschaftserlebnis, wir haben vieles gesehen und gelernt, gut gegessen und viele, viele Kanons gesungen!