Aus längst vergangenen Tagen

Fast 100 Jahre benötigte die Postkarte des damaligen Vikar Wilhelm Schütz um wieder zurück in unsere Gemeinde zu kommen.

 
von Alexander Justus

Aus längst vergangenen Tagen

Fast 100 Jahre benötigte die Postkarte des damaligen Vikar Wilhelm Schütz um wieder zurück in unsere Gemeinde zu kommen. Dieser Zeitzeuge aus Papier ermöglicht uns den Arbeitsalltag des Vikars zu verfolgen und so werden wir in einem Nebensatz auch über die damaligen Lebensumstände informiert.

Wilhelm Schütz bittet in seinem Schreiben um Zusendung seines Konfirmationszeugnisses (er wurde am 10. März 1910 in Elberfeld konfirmiert), "um mich über meine Konfessionszugehörigkeit ausweisen zu können."

Weiters schreibt er über seine Tätigkeit: "Seit etwa 14 Tagen versehe ich nun meinen 'Dienst' in Wien. Arbeit gibt's in Hülle u. Fülle: Predigten, Bibelstunden, Vorträge, CVJM (*Christlicher Verein Junger Menschen), Zusammenkünfte der Konfirmierten, Kindergottesdienst, Religionsunterricht und die leidige Matrikenführung. Als besonderes Feld meiner Tätigkeit ist mir ein Arbeitervorort angewiesen, wo ich in einem Keller wöchentlich Bibelstunde halte, während draußen 'die junge Garde' lärmt. Die Hausbesuche in den Mietskasernen, die ich mir besonders angelegen sein lasse, zeigen mir viel Elend und Verkommenheit. Ich glaube, ich habe hier die denkbar beste Schule. Trotz der vielen Arbeit – nebenher private Examenvorbereitung – macht mir mein Beruf Freude."

Wilhelm Schütz wurde am 14.12.1895 in Elberfeld (Deutschland) geboren und hielt sich von 1923 bis 1925 in Wien auf. Nach seinem Studienabschluss verließ er Wien wieder und übernahm nach einigen Pfarrstellen im Jahre 1952 die Direktion der Diakonenanstalt (der späteren „Theodor Fliedner Stiftung“) in Duisburg. Er verstarb im Jahre 1970.

Eine interessante Tatsache zum Schluss: Dem aufmerksamen Leser wird Schütz‘ Geburtsort, nämlich Elberfeld, bekannt vorkommen. In Elberfeld wurde ein großer Teil der Übersetzungsarbeiten für eine Bibelübersetzung erledigt, die uns als „Elberfelder Bibel“ bekannt ist. Sollten auch Sie im Besitz historischer Briefe oder Fotografien sein, würden wir uns freuen wenn Sie uns diese bzw. der Gemeinde zugänglich machen.

Thomas Kotrba-Holzbauer

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