Das war Ostern am Tabor

Ostern ist Hochsaison in der Kirche. Vieles hätten wir vorgehabt, der neuerliche Lockdown hat uns einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Dass es dennoch erfreuliche und berührende Ostergottesdienste geworden sind, ist der Kreativität und dem unerschütterlichen Optimismus unserer PfarrerInnen und Ehrenamtlichen zu verdanken.

 
von Petra Jens
Osterzyklus

Das zweite Ostern mit Corona, Einschränkungen und geschlossenen oder fast leeren Kirchen. Wie ist einem da zumute?

Nun, natürlich sind meine Gefühle dazu gemischt. Wir haben uns im Vorfeld mit den Verantwortlichen beraten und mit Rücksicht auf die neuerlich schwierige Covid-19-Situation im östlichen Österreich einige Gottesdienste „eingespart“ und uns auf die beiden Gottesdienste am Karfreitag und am Ostersonntag, jeweils am Vormittag in der Verklärungskirche beschränkt.  

Die Feierlichkeiten an Karfreitag und Ostersonntag folgten heuer einer gewissen Dramaturgie, bei der auch ein Gemälde eine Rolle spielte. Was war die Idee dahinter?

Ich habe mich schon einmal – vor sieben Jahren, damals noch in Traun – mit dem Gestalten eines Osterzyklus beschäftigt nun habe ich gespürt: es ist wieder einmal so weit, nicht nur zur Bibel, sondern auch zum Pinsel zu greifen. Es stand ja auch der Gedanke, Gottesdienste möglichst knapp zu gestalten, im Raum.

So kam ich auf die Idee, das Osterbild aus vier Teilen entstehen zu lassen und kaufte noch vor dem Lockdown schnell vier Leinwände des Formats 60 x 120 cm. Ein Aphorismus sprach mich auch sehr an und bestärkte mich, gerade ein Bild aus voneinander getrennten Teilen entstehen zu lassen:

Der Satz lautet: Solange uns die Menschlichkeit miteinander verbindet, ist es völlig egal was uns trennt. (Ernst Ferstl)

Pfr. Hannes Pitters mit seinem Osterzyklus

Pfr. Hannes Pitters vor dem Osterzyklus am Karfreitag

Für Karfreitag habe ich an den oberen Bildrändern das Schild mit den Buchstaben I N R I gemalt und den Rest der Bildfläche mit braunem Packpapier verhüllt. Auf das Packpapier gestaltete ich dann eine Collage, auf der recht viele Mund-Nasenschutz-Masken zu sehen sind, die in der Farbe auch mit dem INRI-Schild korrespondieren… alle auf der Collage zu lesenden Zitate entstammen dem Text aus Jesaja 53,4-5 – einem Text über den leidenden Gottesknecht: UNSRE KRANKHEIT / UNSRE SCHMERZEN / UM UNRER MISSETAT WILLEN / UM UNSRER SÜNDE WILLEN, weiter die Worte "damit wir Frieden hätten" und "durch seine Wunden geheilt". Irdischen Seelenfrieden verheißt uns momentan die Impfung. Heilung in Lebensgefahr kann eine Blutkonserve bringen. Freilich geht es um mehr. Blut kommt von den Wunden des Gottesknechts.

Osterzyklus am Karfreitag

Der noch verhüllte Osterzyklus am Karfreitag

Zu Ostern haben wir das Bild "ausgepackt" - wie ein Geschenk, ein Packerl, über das man sich freut - und um 180 Grad gedreht, (- im Lied "In dir ist Freude" heißt es in der 2. Strophe "Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden Teufel, Welt, Sünd oder Tod; du hast's in Händen, kannst alles WENDEN, wie nur heißen mag die Not.") INRI (Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum) heisst jetzt: IRNI (Iesu / Ressurexit a mortuis / Non est mortuorum / In perpetuum vivit) - das bildet den grünen Vordergrund, den Grund auf dem wir stehen. Da ist auch zu lesen "Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen - siehe, Neues ist geworden!" Und wir blicken auf die Silhouette von Wien (auch die Verklärungskirche ist neben dem Riesenrad zu sehen) über der die Sonne aufgeht. Es soll ein Sonnenaufgang sein - das Licht der Sonne färbt den Himmel ein. Groß sind die Buchstaben des Wortes "auferstanden" zu lesen. Es geht aufwärts. In grüner Schrift. Doch diesem übergroßen Wunder gegenüber verharren wir als Betrachter*innen nicht nur staunend und statisch: es nimmt uns mit und löst bei uns etwas aus!

"...dass sich was verändert für dich! / ...in diesen stürmischen Zeiten...lasst uns die Erde verändern! / ...lasst uns an etwas Besseres glauben! / ...lass dir das Träumen nicht verbieten...bis Liebe und Menschlichkeit siegt!"  - Das sind Zitate aus einem Pop-Song "Mein Lied" - Es geht darum, dass wir mit hineingenommen werden in eine Bewegung - für das Leben. "Unsre Zeit ist endlich" - "wann werden wir wieder lebendig?" sind ebenfalls Textfetzen aus diesem Popsong.  

Am Ostermontag wäre ein Emmausgang geplant gewesen. Was ist denn ein Emmausgang?

Das ist ein gemeinschaftlicher Spaziergang, bei dem in mehreren Stationen die Lage der beiden Jünger nachempfunden wird, die, nach Jesu Tod, von Jerusalem in das kleine Dorf Emmaus wandern. Zunächst ist die Trauer übermächtig, doch dann erkennen sie den Auferstandenen und die Trauer verwandelt sich ganz plötzlich in freudige Hoffnung, ja in die Gewissheit: Jesus lebt!

Leider musste der von Pfarrerin Ursula Arnold und einem ökumenischen Vorbereitungsteam geplante Emmausgang Corona-bedingt abgesagt werden.

Unsere Gemeinde ist traditionell der Ökumene verbunden. So gab es in der Woche nach Ostern gleich zwei ökumenische Gottesdienste. Wo fanden diese statt und was ist dort geschehen?

Den ersten feierten wir am Ostermontag in der katholischen Teilgemeinde „Allerheiligen“ im 20 Bezirk, von wo aus der Emmausgang hätte starten sollen, um in „Maria Grün“ im Prater nach der Wanderung anzukommen. Alle BesucherInnen bekamen als Andenken an diesen Gottesdienst einen handgefertigten "Emmaus Anhänger" - eine Initiative von Frau Christine Bango aus unserer Gemeinde.

Der zweite fand am Freitag nach Ostern als ein ökumenischer Jugendgottesdienst in der katholischen Kirche „St. Johannes Nepomuk“ in der Praterstraße statt. Diesen hatten wir speziell für unsere Konfirmand*innen und die Firmlinge aus der Nepomuk-Gemeinde organisiert.

Diese Gottesdienste zu feiern, hat uns alle gestärkt… uns auch gerade in schweren Zeiten miteinander verbunden zu wissen und die gemeinsame Hoffnung aller Christ*innen zu teilen!

oekumenischer Gottesdienst Allerheiligen Osteranhänger Emmausgang

Statt dem Emmausgang gab es handgefertigte Osteranhänger beim ökumenischen Gottesdienst am Ostermontag

Hannes Pitters, Danke für das Gespräch!

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