Balkan-Power in der Tabor-Kirche
Musik, Tanz und Berichte aus Bosnien über (Un-)Menschlichkeit an der EU-Außengrenze

Das erlebt man selten in unserer ehrwürdigen Kirche – über hundert Menschen wuselten beim Abendklang im April 2025 durch die Bänke, in der Garderobe ging es hoch her: aufgeregte Kids schlüpften in bunte Trachten der bosnischen Stadt Behar.
Den Auftakt machte der bosnische Frauen-Chor „Mimosen“. Kurz vor dem Auftritt der Kinder-Tanzgruppe streikte die Tonanlage – im letzten Moment konnten wir sie noch flott bekommen. Das war auch notwendig, denn die Kids fegten durch den Altarraum, dass man kaum in der Bank sitzen bleiben mochte! Sichtlich stolze Eltern reckten Handys in die Höhe.
Danach kam der ernste Teil der Veranstaltung. Roswitha Feige, unsere ökumenische Freundin aus der Pfarre Nepomuk und Sprecherin des „Pfarrnetzwerk Asyl“ und Petar Rosandić vom Verein „SOS Balkanroute“ berichteten über ihre Erfahrungen und ihre Projekte in der Stadt Bihać, an der bosnisch-kroatischen Grenze.
Diese Stadt ist Zufluchtsort jener Menschen, die es nicht schaffen, die EU-Außengrenze zu überqueren. Wir erfuhren von Grausamkeiten an diesen höchst vulnerablen Personen. Nicht nur Schläge und Schallkanonen kommen zum Einsatz, auch werden den Menschen von der Grenzpolizei Handys, Schuhe und sogar lebenswichtige Medikamente abgenommen. Barfuß in Schnee und Kälte ist für manche ein Todesurteil.
Der von Freiwilligen errichtete Friedhof ist ihre letzte Ruhestätte. Ehrenamtliche konservieren DNA-Proben in der Hoffnung, eines Tages Angehörigen damit Gewissheit geben zu können über den Verbleib ihrer Lieben. Trotz der Armut der Region gibt es aber auch große Solidarität. Menschen, die selbst nicht viel haben, organisieren Hilfe, dokumentieren Menschenrechtsverletzungen und schauen nicht weg.
Das war auch ein Ziel dieses Abends: nicht weg zu schauen und solidarisch zu sein. Mit Hilfe privater Spenden und des Flohmarkts konnten 900 Euro an „SOS Balkanroute“ übergeben werden. Sachspenden werden folgen.
Wir bleiben in Kontakt!



Kinder und Jugendliche des Kulturvereins Behar tanzten im Altarraum



SOS Balkanroute hilft Menschen auf der Flucht