Mit der Reli-Lehrerin im Video-Chat

Schulschließungen und Distance-Learning haben auch den evangelischen Religionsunterricht verändert. Das Fach, in dem es immer Raum für Diskussionen über Gott und die Welt und über ganz persönliche Lebensfragen gibt, hat sich in den virtuellen Raum verlagert.

 
von Petra Jens

Pfarrerin Heike Wolf unterrichtet seit dem Jahr 2004 Evangelische Religion und das Freifach „Gelebte Diakonie“ am Evangelischen Gymnasium in Wien Simmering. Über ihre Erfahrungen im Lockdown hat sie mit Petra Jens gesprochen.
 

Im März 2020 wurden im so genannten ersten Lockdown die Schulen geschlossen. Wie hat sich das auf das Schulleben ausgewirkt?

Bereits vor der Pandemie gab es an unserer Schule eine Digitalisierungs-Offensive. Alle SchülerInnen wurden mit der schuleigenen Lernplattform vertraut gemacht, zum Üben wurden extra Tablets und Laptops angeschafft. So war die Schule ganz gut vorbereitet, als wir auf distance learning umstellten.

Wie kann man sich den Religionsunterricht konkret vorstellen, so ganz ohne persönlichen Kontakt?

Ich sehe meine SchülerInnen zwei Stunden pro Woche. Eine Stunde dient dem selbständigen Lernen anhand von Arbeitsaufträgen. In dieser Zeit stehe ich per Chat für Fragen zur Verfügung. In der zweiten Stunde spreche ich mit den SchülerInnen per Video-Konferenz. Hier geht es vorwiegend um ihr persönliches Befinden, ihre Sorgen und Ängste. Dass es Zeit für solche Gespräche gibt, ist jetzt ganz besonders wichtig.

Wie kommen SchülerInnen mit dieser besonderen Situation zurecht?

In der Unterstufe vermissen die Kinder ihre Freundinnen und Freunde schon sehr stark. Manchmal macht ihnen auch der Leistungsdruck zu schaffen. Wenn es bereits zuvor familiäre Schwierigkeiten gegeben hat, so haben sich diese jetzt verstärkt.

In der Oberstufe wünschen sich die SchülerInnen definitiv weniger Video-Konferenzen. Nach bis zu sechs Stunden täglich vor dem Bildschirm, ist das auch nur allzu verständlich.

Leider ist zu einigen wenigen SchülerInnen der Kontakt völlig verloren gegangen – hier konnte in einzelnen Fällen nur mehr das Jugendamt helfen.

Es sieht so aus, als würde ein hybrider Unterricht mit abwechselnder Präsenz-Zeit und distance learning zur neuen Normalität, zumindest für die nächsten Monate. Was kann man Eltern und SchülerInnen empfehlen, um diese Phase gut zu überstehen?

Wichtig ist ein strukturierter Tagesablauf, vor allem für die Jüngeren. Dazu gehören auch die regelmäßigen Mahlzeiten. Der Vormittag sollte der Schule und dem Lernen gewidmet sein. Am Nachmittag aber gilt: Bewegung an der frischen Luft, Freizeit und Erholung. So bleiben Körper und Seele gesund – und das ist schließlich das Wichtigste.

Liebe Heike Wolf, danke für das Interview.

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